Simply The best

Sie sind zeitlos und unverwechselbar. 

Die schönsten Frauen der Welt waren oder sind ihnen verfallen.    

Allein ihr Name verspricht Charisma und ihr Duft sowieso.

Womit verdient sich ein Parfum die Auszeichnung Klassiker?

Es ist zu seiner Entstehungszeit etwas noch nie zuvor Dagewesenes, wird zum Trendsetter und dann
zum Vorbild für ganze Duftwelten. Wir fragen uns, worin sich der Mythos jener Düfte begründet,
die über Jahrzehnte bis hin zu beinahe einem Jahrhundert Begehrlichkeiten wecken? 
Was macht manche Düfte so unverwechselbar, so einzigartig?

Wir haben uns auf die Spuren jener Düfte begeben, die diesen Beweis längst erbracht haben.

Text: Doris Springenfels

Nur wenige Düfte schaffen es, sich über Jahre hinweg jene Aura des Geheimnisvollen zu erhalten, die sie zu unsterblichen Klassikern macht. Was macht manche Düfte so unverwechselbar, so einzigartig? Wir fragen uns, worin sich der Mythos jener Düfte begründet, die über Jahrzehnte bis hin zu einem Jahrhundert Begehrlichkeiten wecken. Ist es ein bestimmter Inhaltsstoff, den sie enthalten, ein genialer Parfümeur, der die Komposition abmischt, ist es die Geschichte, die um sie gewoben wird, ist es eine zündende Idee zur rechten Zeit oder ist es einfach Glück? Wohl von allem ein bisschen etwas – Patentrezepte gibt es nicht, auch bei aller Marktforschung und bei den besten „Nasen“. Richtiges Timing und Experimentierfreude sind ausschlaggebend für den erfolgreichen Start in ein langes Parfumleben. Wer wagt, gewinnt im Parfumgeschäft. Es ist ein Roulettespiel, alles, was sich zu sehr an der Mode orientiert, hat wie diese nur kurzzeitig Bestand, wird abgelöst von der neuen Welle, die das bisher Dagewesene mit neuen Produkten überrollt. Ungewöhnlich, neuartig muss die Idee zu einem Duft zum Zeitpunkt der Einführung sein. Ein echter Klassiker ist zu seiner

Entstehungszeit etwas noch nie zuvor Dagewesenes, wird zum Trendsetter und dann zum Vorbild für ganze Duftwelten. Das erfordert aber jede Menge Kondition. Der „Brand-Appeal“, wie es in der Branche heißt, darf nicht verblassen. Darum verpassen findige Experten den berühmten Klassikern ein stets zeitgemäßes Image. Das fängt manchmal mit der subtilen, für Laien kaum sichtbaren Veränderung der Flaschenform an. Mal ist der Stöpsel wuchtiger, mal der Schriftzug dynamischer. Die Urmischungen bleiben zwar unangetastet, neue Varianten mit leicht veränderter Kombination oder Intensität gesellen sich zur Duftfamilie hinzu und beleben das Geschäft. Und schließlich verleihen wechselnde Markenbotschafter/-innen dem klassischen Duft immer wieder neuen Starcharakter. All das sind Bausteine einer permanenten Verjüngungskur, mit der ein Duft up-to-date bleibt. Ab wann er in den Klassik-Olymp aufgestiegen ist, ist nicht genau definiert, klar ist jedoch, dass er etwas ganz Besonderes ist. Er duftet nach mehr. Nach Kleinmädchenträumen und Frauenfantasien. Nach Vergangenheit und Zukunft.

Chanel

Unglaubliche 102 Jahre ist jetzt her, dass Gabrielle Chanel sich einen Duft wünschte, der absolut einzigartig sein sollte.  Einen, der ihreeigene Persönlichkeit widerspiegeln, eine Vielzahl auch widersprüchlicher Facetten umfassen und sinnliche Leidenschaft ausdrücken sollte. Sie wollte ein „Parfum für eine Frau mit dem Duft einer Frau“ schaffen, das luxuriös und unendlich verführerisch wirkt.Ihr Wunsch ist wahr geworden und N°5 wurde zu dem Klassiker der Duftindustrie schlechthin. Seit Ende der 20er Jahre ist es das meistverkaufte Parfum der Welt. 

1921 beherrschte vor allem eine Frau die Pariser Modeszene: Gabrielle „Coco“ Chanel. Sie vermittelte der Welt ihre einzigartige Vorstellung von Eleganz: Freiheit, Schlichtheit und Komfort. Ein Stil, der bald alles Frühere verdrängen sollte. Im Sommer jenes Jahres hatte Coco erstmals die Idee, dass ein Parfum ihre Markenvielfalt noch erweitern würde. Um ihre Träume zu verwirklichen, brauchte sie einen Parfümeur an ihrer Seite, der ihre Visionen teilte. Sie suchte und fand ihn: Ernest Beaux erläuterte ihr seine Forschungen über Aldehyde, die in sparsamer Dosierung blumigen Noten einen luftig-leichten Dufthauch verleihen. Wichtig war der Kosmopolitin auch, dass die Komposition aus verschiedenen Nuancen bestehen sollte. Dieser geradezu hellseherische Anspruch lässt die Umwälzung erahnen, die N°5 in der Welt der Parfums auslösen sollte. Denn damit stand diese Kreation in krassem Gegensatz zu den damals modernen, mono-floralen Düften. Der geniale Beaux entwickelte eine völlig neue olfaktorische Struktur ohne vorherrschende Note, dafür aber mit einer überwältigenden Fülle an Blumenakzenten. Er verarbeitete nicht weniger als 80 Bestandteile und verstärkte ihre Duftintensität durch Aldehyde, die hier zum ersten Mal in einem bis dato unbekannten Umfang eingesetzt wurden. Dann legte er seine Komposition Gabrielle Chanel vor, die erst, so erzählt man sich, die fünfte Version dieser neuen Duftkreationen akzeptierte, ihr jedoch noch Jasmin aus Grasse in beträchtlicher Menge hinzufügen ließ. Damit fühlte sie sich bestärkt, ihre Glückszahl für den Namen einzusetzen, eine ebenfalls revolutionäre Idee zu dieser Zeit. Um einen weiteren Kontrapunkt zur oft kitschig-verspielten Aufmachung der Jahrhundertwende-Parfums zu setzen, entschied sich Coco Chanel für einen eleganten, schlichten, markanten Flakon, den sie selbst entwarf. Er sollte durch formale Strenge überzeugen und den Fokus auf das Wesentliche lenken: den Inhalt. Auch das Label war äußerst schlicht: ein Stempelaufdruck, der einer einfachen Matrikelnummer glich. Eine Ästhetik, die bis heute zeitgemäß ist. Anfangs nur in einer limitierten Auflage von 100 Flakons als Weihnachtsgeschenk für ausgewählte Kundinnen gedacht, ging Chanel Nº5 aufgrund der hohen Nachfrage 1922 in Serie. Seit Ende der 20er Jahre ist N°5 das meistverkaufte Parfum der Welt. Man schätzt, dass alle 30 Sekunden ein Flakon verkauft wird. Berühmte Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe verhalfen dem Parfum zum endgültigen Durchbruch. 1954 sagte sie: „Zum Schlafen trage ich nur ein paar Tropfen Chanel Nº5.“ 

Heute, 100 Jahre nach seiner Geburtsstunde, ist N°5 keineswegs in die Jahre gekommen. Dank seiner unverwechselbaren Aura ist er einer der wenigen Düfte, die es geschafft haben, alle kurzlebigen Trends zu überdauern und zur zeitlosen Ikone zu werden. Happy Birthday N°5! 4

Fotos: Chanel

Guerlain

In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts war das Haus Guerlain bekannt für seine Geschichten, die sich rund um die Düfte rankten. So komponierte Jacques Guerlain nicht nur den ersten orientalischen Duft der Parfumgeschichte, sondern er spann um dieses Parfum auch eine berührende Liebesgeschichte. Shan Jahan, der große Kaiser Indiens im 17. Jahrhundert, verehrte seine Favoritin Mumtaz Mahal mit grenzenloser Liebe. Ihr zuliebe ließ er blumenreiche Gärten anlegen, die in ihrer Farbenpracht und Duftentfaltung ihresgleichen suchten und so bezaubernd waren, dass sie auch „Shalimar“ genannt wurden, was auf Sanskrit so viel wie Tempel der Liebe bedeutet. Doch der größte Liebesbeweis dieser Beziehung war wohl die Errichtung des Taj Mahals, das zu den sieben neuen Weltwundern zählt. Diese unglaubliche Legende beflügelte Jacques Guerlains Fantasie und inspirierte ihn 1925 zur Entwicklung eines Parfums, das diese Liebe und Leidenschaft widerspiegeln sollte: Shalimar. Die Komposition enthält Rose und Jasmin, jene Blüten, die Weiblichkeit pur verkörpern. In Abstimmung mit Bergamotte, Iris und Vanille ergibt sich ein warmer, sinnlicher Duft, der Frauen wie auch Männer in Versuchung führt, und das seit beinahe einem Jahrhundert.

Zum Ursprungs-EdP gesellten sich im Laufe der Jahre noch viele weitere bzw. limited Editions: Shalimar Eau de Toilette, Shalimar Souffle de Parfum, Souffle de Lumieur, Souffle Intense, Shalimar Extrakt, Shalimar Philtre de Parfum – alle raffiniert, sinnlich, süchtig machend. Fotos: Guerlain

Lancôme

Vor genau 31 Jahren enthüllte Lancôme jenen Duft, der zum Klassiker und  langjährigen Bestseller das Hauses werden sollte: Trésor,  eine Hommage an die zeitlose, universelle Liebe. Das Gesicht der ersten Kampagne ist unvergessen, unverwechselbar: von 1990 bis 1996 war die Schauspielerin Isabella Rossellini das wohl berühmteste Testimonial der Welt. Mit kurzem Haar und einer kurz geschnittenen Jacke, die ihre nackte Haut hervorblitzen ließ, sorgte sie für eine Eleganz, die die Codes der damaligen Zeit durchbrach. Peter Lindbergh setzte sie am Pariser Trocadéro perfekt in Szene, als eindrucksvolle, starke und gleichzeitig emotionale Frau. Im Jahr seiner Lancierung verströmte Trésor unwiderstehliche Modernität. Sein markanter Duft spielte mit den Regeln der traditionellen Parfümerie, um einen neuen Trend zu setzen: fruchtig-floral. Die Schöpferin des Duftes, die Parfümeurin Sophia Grojsman, hatte die Idee, die einzigartige Otto-Rose – mit ihren würzigen Honigakzenten – um eine fruchtige Note zu erweitern, die an die Zartheit eines Pfirsichs und die samtige Textur einer Aprikose erinnern sollte. Ein Bouquet aus pudrigen, moschus-sanften und zart ledrigen Noten wie Vanille, Sandelholz, Ambra und Moschus rundet die Komposition ab. 

Auch der Flakon war sofort ein Objekt der Begierde, unverkennbar, unvergleichlich und so unvergesslich wie der Duft in seinem Inneren. Die Pyramiden-Form kombiniert gehaltvollen Symbolismus mit großer Handwerkskunst: Die Skulptur aus durchscheinendem Glas mit den abgerundeten Ecken fängt das Licht ein und reflektiert es, erinnert an die Form eines Herzens, das perfekt in der Hand liegt. Der Ring aus schwarzem Lack symbolisiert die Verlobung zweier Liebender. Wie ein Diamant geschliffen ist die Verschlusskappe.

Sechs Jahre galt Isabella Rossellini als das Gesicht der Marke Lancôme, in den 90ern hatten jedoch Testimonials mit dem Alter ein Ablaufdatum, auch wenn sie Schönheiten wie „die“ Rossellini waren. Nach ihrem 40. Geburtstag war Schluss mit dem Werbedeal, und ebenso schöne, jedoch jüngere Actricen erschienen auf der Bildfläche: Juliette Binoche, gefolgt von Ines Sastre. In ihre Fußstapfen trat 2007 Kate Winslet und 2010 kam Penélope Cruz. 2015 eröffnete La Nuit Trésor ein neues Kapitel in der Trésor-Saga. Als Interpretation des originalen Duftes mit seinen fruchtigen Noten morgenländischen Anklangs feiern die bis dato sechs Mitglieder der La Nuit Trésor Familie die vielen Facetten einer verliebten Frau.  

Trésor Eau de Parfum wurde währenddessen zum loyalen Lebenspartner vieler Frauen und zu einer wahren Ikone. 2020, zum 30. Geburtstag des Klassikers, wurde von Lancôme wieder Duftgeschichte geschrieben und ein Zeichen gesetzt, dass es auch durchaus positive Veränderungen im Laufe der Zeit geben kann. In den Tagen, wo Frauen-Empowerment groß geschrieben wird, disqualifiziert das Alter einer Frau sie nicht mehr dafür, in der Kosmetikbranche als Testimonial zu arbeiten. So kam es zu einer neuen Kampagne, bei der Isabella Rossellini (68) gemeinsam mit Penélope Cruz (47) für Trésor stehen. Zwei starke Frauen, zwei Gesichter – eine Botschaft: die Hommage an die wahre Liebe, die sich über die Zeit hinwegsetzt, an einen Duft, der gestern wie heute unsere Sinne betört.  

Bereits 1952 wurde vom Parfümeur Jean Hervelin ein Parfum im diamantförmigen Flakon für Lancôme komponiert: Trésor. Die extravagante Form wurde von Georges Delhomme entworfen, der Duft war damals sehr erfolgreich.  Aber erst  das 1990 lancierte Eau de Parfum mit dem von Sophie Grojsmann komponierten, fruchtig-floralen Duft, für den Isabella Rossellini als Testimonial stand, sollte zum Duftklassiker werden.Seit 2010  ist Penélope Cruz Markenbotschafterin für Lancôme und damit auch für Trésor. 2015 eröffnete La Nuit Trésor ein neues Kapitel in der Trésor-Saga. 2020, zum 30. Geburtstag Trésors, standen Isabella Rosselini und Penélope Cruz gemeinsam für Trésor vor der Kamera. Fotos: Lancôme

Es war 1977, als Yves Saint Laurent mit Opium eine Welle der Empörung auslöste. Er war gerade vom Time Magazine zum „King of Fashion“ gekrönt worden, als er die Vision hatte, einen Liebesduft zu schaffen, der süchtig machen sollte. Einen, der dem

ekstatischen Gefühl entsprechen sollte, dem Blitzschlag, der einen Mann und eine Frau trifft, wenn sie sich zum ersten Mal sehen und wissen, dass sie einander begehren. 

Opium wurde von den Parfümeuren Jean Amic und Jean-Louis Sieuzac kreiert und war eine Neuerfindung der Codes orientalischer Parfums. Anstelle der klassischen Hesperidian-Eröffnung entschieden sie sich für die goldene Schwingung eines Mandarinenakkords mit Herznoten von Jasmin und Miniatur-Nelken (eine Blume mit einer würzigen Note), dazu ein Bernsteinakkord aus Patchouli und Vanille, um eine traumhafte, mysteriöse orientalische Qualität zu erreichen. Es ist männlich und weiblich zugleich, üppig und bezaubernd. Saint Laurent wollte mit Opium einen Duft schaffen, der es Frauen erlaubte, ganz Frau zu sein, und er war damit so erfolgreich, dass er einen Mega-Trend auslöste. Nach nur anderthalb Jahren war Opium eine unmittelbare, ausgewachsene Sensation. In Australien und im Nahen Osten wurde der Duft wegen seiner Verbindung mit der gleichnamigen Droge verboten – während auf einer Launchparty gefeiert wurde, über die heute noch gesprochen wurde.  800 Gäste, darunter Cher, Truman Capote, Nan Kempner, Diana Vreeland, um nur einige zu nennen, feierten im New Yorker East Harbour auf einem Schoner, der über und über geschmückt war mit 2000 weißen Orchideen, die extra dafür aus Hawaii eingeflogen wurden. Ein fulminantes Feuerwerk und eine After-Party im Studio 54 beendeten die Nacht im wahrhaft sensationellen, subversiven Yves-Saint-Laurent-Stil. 

Opium war revolutionär und setzte neue Maßstäbe – die Welt war Hals übeKopf in Opium verliebt. Die Frau, die Opium tragen würde, würde Yves’ Sinn für Erotik, Mystik und Leidenschaft teilen. Sie wäre eine sehr selbstbewusste Frau, die sich wohl fühlt und in der Lage ist, einen Duft mit einer so starken Persönlichkeit zu tragen, anstatt von ihm getragen zu werden. Jerry Hall, Linda Evangelista, Kate Moss oder Emily Blunt bereicherten die Duftkampagnen im Laufe der Zeit. Die umstrittenste gab es im Jahr 2000, als YSL Beauté die sinnliche Geschichte von Opium in eine Anzeige mit Sophie Dahl einbrachte. Nackt bis auf ein Paar Absätze und auf dem Rücken inmitten sexueller Ekstase, wurde sie 900 Beschwerden später von den Werbetafeln verbannt. Opium war und ist eben immer noch provokativ.

 Von Jerry Hall (gedreht für die erste Kampagne von Helmut Newton) über Linda Evangelista bis Kate Moss, Emily Blunt und Sophie Dahl waren die Gesichter von Opium im Laufe der Zeit sehr selbstbewusste Frauen, die Yves Saint Laurents Sinn für Erotik, Mystik und Leidenschaft teilen. 

2009 wurde der Originalduft relaunched als EdT und EdP – die Top-Inhaltsstoffe sind noch immer: Tangerine, Bergamotte, Maiglöckchen, Myrrhe und Jasmin, kombiniert mit Amber, Vanille und Patchouli. 2014 kam Black Opium dazu, auf das noch die Varianten Black Opium Neon, Intense, New Glowing, Nuit Blanche und heuer neu Black Opium Eau De Parfum Extreme folgten, die

Monsieur Saint Laurent sicher gefallen hätten. Fotos: YSL

Die Lancierung des Duftes im blauen Glasstern war 1992 eine Sensation: So etwas hatte man noch nie gesehen und noch nie gerochen! Angel war und ist ein Duft, der seit nahezu 30 Jahren niemanden gleichgültig lässt.

Vor beinahe 30 Jahren hatte Jacques Courtin--Clarins die Idee, einen Designerduft zu lancieren und ein neues Gesicht für die geplante Kampagne zu gewinnen. Der Weg dazu war kein leichter und dauerte an die zwei Jahre. Ideen waren gefunden, wurden verworfen, durch neue ersetzt. Erst als man Thierry Mugler mit ins Boot nahm, kam die Klarheit, wohin die Reise gehen sollte. Mugler, ein spirituell veranlagter Freigeist, extrovertiert mit einer Passion zum Bizarren, war der kongeniale Partner für Jacques Courtin--Clarins. Mugler wollte absolut keinen blumigen Duft schaffen, sondern hatte die Vision eines köstlichen Elixiers. Aromatisch wie ein Dessert aus Vanille und Karamell. Die Herausforderung, die Ideen in die Tat umzusetzen, was alles andere als einfach. Einen Glasflakon in der Form eines Sterns zu fertigen, war ein Novum. Einen Duft zu komponieren, der keine floralen Noten hat, eine besondere Schwierigkeit für die Kompositeure. Doch das Ergebnis war und ist ein himmlisches. Als Gourmet-Duft verzaubert Angel mit Aromen von Zuckerwatte und süßen Früchten wie Melone, Pflaume und roten Beeren, um in einem köstlichen Fond aus Karamell, Schokolade, Tonka und Vanille seinen verführerischen Höhepunkt zu erlangen. Dieses sündig-süße Dessert ist nicht zuletzt deshalb der Frauen liebstes, weil es sich nicht als Hüftgold ablagert, sondern hemmungslos und ohne Reue nachgelegt werden darf.

Seine Anhänger halten Angel unerschütterlich die Treue. Die Kopfnote besticht durch ihre Frische: Bergamotte vermittelt Klarheit, Reinheit und Unschuld, Pralinen und rote Beeren machen diesen Duft in seinem Herzen fruchtig-delikat. Die sinnlich-orientalische Note erhält Angel durch den Fond von Patchouli, Vanille und Gourmet--Aromen.

Muglers Werbekampagnen gehören zu den spektakulärsten: Unvergessen die Kampagne von 1995 mit Jerry Hall.

(Quelle Thierry Mugler Couturissime, Edited by Thierry-Maxime Loriot; Montreal Museum of Fine Arts.

Die Angel Family umfasst mittlerweile das klassische Eau de Parfum im blauen Sternflakon, das Eau de Toilette, das neue Verlockungen wie Rosa Pfefferkörner, Praline und rote Früchte enthält. Angel Muse verführt mit dem köstlichen Duft von Haselnusscreme – und last but not least Angel Nova im roten Sternenflakon, das erstmals neben den Gourmet-Noten auch Rosenessenzen und Holznoten enthält – subtil, zart und gefährlich unwiderstehlich!  Fotos: Mugler

Wir schreiben das Jahr 1993. Mit seinen unkonventionellen Kreationen und exzentrischen Schauen hat sich Jean Paul Gaultier in die Spitzenliga französischer Designer katapultiert. Jetzt ist die Zeit auch reif, einen Signaturduft zu entwickeln.

Dafür beauftragt er den Duftgiganten Firmenich, wo die geniale Nase von Jacques Cavallier seine Visionen perfekt umsetzt. Mit gewagten und sexy Duftnoten kreiert er ein Parfum, das ganz dem Geschmack des Meisterdesigners entspricht – die Kopfnoten sind Rum und Rosentinktur; die Herznoten Vanilleorchidee und Narzisse; in der Basis locken Vanille, Ambra, Tonkabohne und Sandelholz. Ein blumig-orientalischer Duft, aphrodisierend, warm und sanft. 

Auch optisch war und ist Classique etwas Besonderes, nicht umsonst war sein Schöpfer Couturier –  Gaultier hüllt seine duftende Schönheit in ein atemberaubendes Korsett. Manche sagen, aus Erinnerung an das Korsett seiner Großmutter, andere Quellen deuten auf das revolutionäre Bühnenoutfit hin, das er 1990 für keine Geringere als Madonna entwarf: das goldene Bustier mit dem Kegel-BH. Später sollten die jährlichen Limited Editions begehrte Sammlerobjekte werden, allen voran jene, die Varianten des ikonischen Madonna-Korsetts trugen. 1995 verschaffte Gaultier seiner Herzensdame einen Geliebten – Le Mâle –  der sie betören sollte. Die Kontaktbörse waren Givaudan und die Nase, die dem Profil der Classique-Lady gerecht werden sollte, Francis Kurkdjian. Le Mâle bezaubert seine Herzdame mit Noten von Lavendel, Minze, Kardamom und Bergamotte sowie Zimt, Orangenblüte und Kümmel – wer ihm noch näher kommt, der nimmt die Wärme von Vanille, Tonkabohne, Ambra, Sandelholz und Zeder wahr. Le Mâle steckt nicht in geschliffenem Kristall, sondern, gleich seiner Geliebten, in einem gläsernen Torso, ein (fast) nackter Mann, nur mit einem angedeuteten Matrosenshirt, dem Lieblingskleidungsstück Gaultiers. Die Verpackung ist nicht aus edlem Karton, sondern aus Blech. Mit der revolutionären Lancierung machte Gaultier seinem Ruf als „Enfant terrible“ alle Ehre. Die damals noch skandalöse Blechdose ist heute längst das Markenzeichen aller Gaultier-Düfte und beliebtes Deko-Element in vielen Badezimmern.

Wir schreiben das Jahr 2016. Fast ein Vierteljahrhundert geht die Love-Story weiter. Classique und Le Mâle sind immer noch verliebt – und haben sich vermehrt. Classique Essence de Parfum, wieder komponiert von Firmenich (Daphné Bugey) und Givaudan (Quentin Bisch), verfügen über die gleichen unvergleichlichen Gene,  jedoch mit ganz neuen, modernen Nuancen. 2019 der nächste Schritt: La Belle, die Schöne ergänzt die Familie, 2020 folgte Le Mâle le Parfum … und die Love-Story geht weiter. 

Die jährlichen Limited Editions von Classique wurden zu begehrten Sammler-objekten, allen voran jene, die Varianten des ikonischen Madonna-Korsetts trugen. 2019 ergänzt La Belle, die Schöne, die Familie, 2020 folgt Le Male le Parfum … this is a never ending love story …Fotos: Gaultier

Die feine Nase hinter J’adore  ist Calice Becker.  Sie mischte Birne, Melone, Magnolie, Pfirsich und Bergamotte mit Jasmin, Maiglöckchen, Tuberose, Freesie, und Rose und fügte noch ein Quäntchen Moschus, Vanille, Brombeere und Zeder hinzu. Heraus kam eine Komposition, die Kontraste vereint und die schönsten Essenzen und Absolues natürlicher Blumen auf zeitgemäße Art kombiniert. J’adore erfindet eine Blume, die es nicht gibt.

Cannes, 1999. Es war ein lauer Frühsommerabend, als J’adore erstmals der Weltpresse im Rahmen einer Fête Blanche vorgestellt wurde. Diesen Abend werde ich nie vergessen – ein unglaubliches Anwesen über den Dächern von Cannes, ein Park, wo wir von goldenen lebenden Statuen begrüßt wurden, ein kleiner See, Trommler, deren Musik die Luft erfüllte, überall weiß gekleidete, erwartungsvolle Menschen. Dann ein Atrium, wo wir Platz nahmen mit Blick auf

einen Pool mit olympischen Ausmaßen, sein Wasser goldbedeckt. Als die blaue Stunde anbrach, erschienen Meeresnixen in goldenen Badeanzügen, die in den Pool sprangen und in einer eigens dafür entworfenen Choreographie einen riesigen Flakon herauftauchten. Einen Flakon mit sanften, runden Formen und einem schlanken, goldgeschmückten Hals, der an eine Amphore erinnert, dieses schlichte, antike Gefäß, das Christian Dior zum Entwurf der ersten Dior-Flakons inspirierte. Der Körper der Frau und seine harmonischen Kurven werden hier in Szene gesetzt. J’adore, vraiment! Welch ein Augenblick und welch ein Duft. 

J’adore vereint einmalige Blumen, edel und wohlduftend, die perfekt zueinander passen und zu einem Ganzen werden. Die Essenz von Ylang-Ylang mit ihren blumigen und fruchtigen Noten und die Essenz von Damaskus-Rose mischen sich mit einem seltenen Duo aus Jasmin grandiflorum aus Grasse und indischem Jasmin Sambac mit fruchtiger und üppiger Sinnlichkeit. J’adore – Christian Dior liebte diesen Ausdruck. Ob geraunt oder spontan gerufen, „J’adore“ zu sagen heißt, seine Leidenschaft zu bekunden, im Hier und Jetzt zu leben, in die Zukunft zu blicken, Herzklopfen zu haben. 

In den 22 Jahren seit der Lancierung ist die J’adore-Duftfamilie beträchtlich angewachsen. Alle ihre Mitglieder symbolisieren absolute Weiblichkeit, Raffinesse und Glamour. Attribute, die auch auf ihr bekanntes Werbegesicht Charlize Theron mehr als zutreffen. Vertraut und doch überraschend, wie eine sinnliche Schwester des sonnigen  J’adore Eau de Parfum, präsentiert sich  J’adore Eau de parfum infinissime.  J’adore Eau de Toilette duftet nach Neroliblüten, und bei J’adore L’Or wurden die kostbarsten Duftstoffe verschiedener floraler Absolues vereint: ein Mairosen-Absolue und ein Jasmin-Absolue, exklusiv für das Haus Dior angebaut in der Domaine de Manon. J’adore Touche de Parfum ist ein neues Sinnes- und Dufterlebnis: Es wird tropfenweise auf die Haut gegeben, reagiert mit der Haut der Person, die es trägt, mit dem Ort, an dem es aufgetragen wird und mit den Parfumnoten, mit denen es sich verbindet. So ergeben sich genauso viele Variationen und Parfumkombina-tionen, wie es Frauen gibt. 

Die J’adore-Kampagnen haben stets kraftvolle Frauen repräsentiert. Seit 15 Jahren ist Charlize Theron das prägnante Gesicht des J’adore-Werbeauftritts.Fotos: Dior

Ab wann ist ein Duft ein Klassiker? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Diese Düfte gehören für uns jedenfalls absolut ins Ranking der Classic-Stars.

Ein Aromaduft, der dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert und 1971 erstmals gleichermaßen auf Geist und Seele wirkte, ist der Clinique-KlassikerAromatics Elixir. Der Zauber dieses Duftes liegt in seinen geheimnisvollen Gegensätzen. Klar und doch sehr geheimnisvoll, beruhigend – auf subtile Weise doch äußerst sinnlich. Sofort erkennbar und doch immer wieder eine Entdeckung. 

Es müssen auch nicht immer schwere, sinnliche Düfte sein, die dieses Prädikat verdienen. So gehört AnaïsAnaïs von Cacharel (1978) absolut zu den Klassikern. Ein Duft, der den Hauch der Jugend in sich trägt, der für die meisten Mädchen der Einstieg in die Welt der Düfte war. Ich kann mich noch genau an den zarten Geruch erinnern, der für mich verknüpft ist mit Bildern von David Hamilton und ersten Küssen. 

1985 brachte Estée Lauder den ultimativen Brautduft auf den Markt: Beautiful. Die Vision von Evelyn Lauder war es, einen Duft zu kreieren, der jeder Frau das Gefühl gibt, die bezauberndste Frau im Raum zu sein. Es dauerte Jahre, um diesen komplexen Duft aus 2000 Blumen zu perfektionieren. Romantisch und zeitlos feiert Beautiful die Weiblichkeit und die kostbarsten Momente im Leben. Ein zartes Bouquet von Veilchen und Lilien, Rosen und Flieder, Ringelblumen und Orangenblüten … mit der Wärme einer reichhaltigen, holzigen Basis, aufgehellt durch einen Hauch von Zitrus. 

Eternity, Ewigkeit – Calvin Klein (1988) wusste von Anfang an, dass dieser Duft sich nicht nur ins Herz seiner eigenen Frau einschleichen würde. Ein romantisches, weißes Blütenbouquet, das die Sehnsucht moderner Frauen nach traditionellen Werten wie Liebe, Nähe, Vertrautheit befriedigen sollte. 

Auch L’Eau d’Issey (1992) gehört zu jenen Düften, die durch ihre Leichtigkeit bestechen. Lotus,Freesien und Alpenveilchen, ein Tropfen Rosenwasser, ein wenig Nelke und weiße Lilie beschwören einen interessanten Widerspruch herauf, der es mit der Aura des Geheimnisvollen umgibt. 

Nach einem Meer aus weißen Blüten duftet 24, Faubourg Eau de Parfum von Hermès (1995). Geheimnisvolle und orientalische Duftnoten von Vanille und Sandelholz vereinen sich mit Orangenblüte und Jasmin zu einer warmen, sinnlichen Duftemotion. 

Mit Les Infusions d’Iris (2007) ist Miuccia Prada gemeinsam mit der Parfümeurin Daniela Andrier ein anspruchsvoller und eleganter (Unisex-)Duft abseits gängiger Trends und weiblicher oder männlicher Stereotypen gelungen: „Ich dachte an die Schönheit der Vergangenheit und an das, was heute Sinn ergibt“, beschreibt sie den Duft, der mit Iris sowie mit Galbanum, Mandarine, Orangenblüte, Pistazienblatt, Vetiver und Zedernholz betört.