mÁlaga

Andalusiens zweitgrößter Stadt gelang in den letzten Jahren
ein radikaler Image-Wechsel – Kultur und Kunst werden jetzt 
großgeschrieben.

Wir nähern uns Málaga vom Osten, der Weg, nachdem wir die A7 verlassen haben, führt durch malerische Viertel hinunter Richtung Meer und bietet bereits den einen oder anderen Ausblick auf jene Stadt, die lange Zeit nur als Flughafendrehscheibe für den Tourismus an der Costa del Sol galt. In den letzten Jahren hat sich das geändert. Málaga hat sich zu der Museumsstadt Spaniens entwickelt.

2015 wurden das Centre Pompidou Málaga und die Sammlung des Russischen Museums eröffnet. Im vergangenen Jahr nahm das Museum Palacio de la Aduana seinen Betrieb auf; dasPicasso Museum, das Museum Carmen Thyssen, das Zentrum für zeitgenössische Kunst oder das Museum Jorge Rando sind nur einige der über dreißig Museen, Ausstellungen und Interpretationszentren, die ein längeres Verweilen in der Geburtsstadt Picassos empfehlenswert machen. Heute ist Málaga nach Madrid und Barcelona auf dem besten Weg, Spaniens dritte Hochburg für moderne Kunst zu werden. Das zeigt sich auch in der Street-Art, die immer wieder Blicke auf sich zieht. Die meisten Graffitis finden sich in Soho Málaga, einem bis vor kurzer Zeit unbedeutenden Stadtteil, der sich jetzt zum „Must-see, Must-be“ gemausert hat. Unterschiedlichste Gemälde zieren Häuser, Garagentore, Kaimauern – am eindrucksvollsten ist wohl die von Shepard Fairey auf ein siebenstöckiges Hochhaus gesprühte Frau, über der die Parole „Paz y Liberdad“, Frieden und Freiheit, prangt als Manifest für das, was den Bürgern der Stadt wichtig ist. Denn sie selbst waren es, die sich dazu entschieden hatten, ihren Teil der Stadt in ein neues kulturelles Zentrum zu verwandeln.

Sie begannen mit der Gründung der Bürgerorganisation „Soho Málaga“. Eine Initiative, die sie ergriffen, um Málaga künstlerischer zu gestalten, war die Einführung des MAUS (Málaga Arte Urbano Soho) Festivals, das ein urbanes Musikfestival, Märkte, Videoinstallationen und praktische Workshops umfasste. Außerdem wurden eine Handvoll berühmter nationaler und internationaler Street Artists eingeladen, die damit beauftragt wurden, die Gegend mit ihren Kunstwerken zu versehen. Deshalb ist Soho voller Street Art. Es gibt Graffitis, Stencils, Poster und vieles mehr. Egal um welche Ecke man geht, man findet immer irgendeine Art von Kunstwerk. Sogenannte „Muros Libres“ (freie Wände), die Künstlern aus der Stadt zur Verfügung gestellt werden, wechseln sich mit Werken berühmter Street Artists aus aller Welt ab. Die Menge an Straßenkunst macht Soho nicht nur zu einem interessanten Ort, den es sich zu erkunden lohnt, sie gibt der Stadt auch ein hippes und weltoffenes Flair, wie man es auch in anderen großen europäischen Städten, wie zum Beispiel Berlin, vorfindet.

 Innerhalb Des maurischen Stadtkerns

Dennoch ist Málaga durch und durch spanisch, was den Reiz noch erhöht. Die romantische Altstadt im Zentrum ist weitgehend Fußgängerzone, schmale Gässchen wechseln mit breiten Prachtboulevards wie der Calle Larios, der berühmtesten Einkaufsstraße der Stadt, wo sich typische spanische Läden wie Massimo Dutti, Zara, Desigual, Mango, Adolfo Dominguez, aber auch viele internationale Labels wie Victorias Secret, Swarovski, Kiko oder Intimissimi befinden. Untergebracht sind sie in den historischen Prachtbauten mit bodenhohen Fenstern und schmiedeeisernen Balkonen, die auch sonst das Stadtbild in der Altstadt prägen. Überall dazwischen Blumentröge, nostalgische Lampen – im Sommer wird die Calle Larios mit weißen Tüchern beschattet – Bänke, die von Skulpturen getragen werden, laden zum kurzen Verweilen ein und zahlreiche kleine Cafés und Restaurants beleben das Viertel. 

Viele der Highlights Málagas befinden sich in der Altstadt, gut zu Fuß erreichbar. So liegt auch Málagas Kathedrale, Santa Iglesia Catedral Basílica de la Encarnación, innerhalb des ehemals maurischen Stadtkerns, unterhalb der Alcazaba. Sie wird von den Einheimischen „La Manquita“, die Einarmige genannt, so unsere Guide Sandra Gallardo. Aufgrund der mehr als zwei Jahrhunderte langen Bauzeit (1528 bis 1782) blieb sie unvollendet, denn von den geplanten zwei Türmen wurde lediglich der Nordturm errichtet, während der Südturm nie fertiggestellt wurde. Eine an ihm angebrachte Plakette besagt, die Einwohner Málagas hätten damals bestimmt, dass das für seine Vollendung gesammelte Geld stattdessen an die nordamerikanischen Kolonien gespendet werden solle. Die Kathedrale beeindruckt gerade deshalb – macht sie dieses architektonische Detail doch einzigartig. 

Direkt bei ihrem Haupteingang liegt ein kleiner Platz, die Plaza del Opisbo, an der eines der schönsten Gebäude der Stadt steht: das Rathaus. Die Fassade mit ihren zahlreichen Figuren und der speziellen gelb-roten Farbe sieht extrem prachtvoll aus. 

Málaga ist eine jener Städte, in der drei bedeutende Kulturen – die jüdische, die arabische und die römische – beeindruckende Spuren hinterlassen haben. Das römische Theater am Fuße der Alcazaba ist sehr gut erhalten und unbedingt einen Abstecher wert. Zumal man das gleich verbinden kann mit einem Spaziergang durch die frühere Befestigungs- und Palastanlage der Stadt, die von der maurischen Kultur geprägte Alcazaba. Faszinierende Innenhöfe, kleine Gartenanlagen und arabische Torbögen sorgen für einen kurzen Ausflug in eine längst vergangene Welt mitten im Zentrum einer pulsierenden Metropole. Auf der  Calle Alcazabilla tummeln sich Straßenkünstler, das Cine Albéniz bringt gerade einen Film mit einem berühmten Sohn der Stadt, Antonio Banderas, wo die Menschen Schlange stehen, ebenso wie vor der Bodega el Pimpi, die als Touristenattraktion gleichermaßen wie als angesagter Treffpunkt gilt. 

Nur eine Häuserecke weiter holt uns wieder die Kultur ein, im Picasso Museum Málaga. Seit 2003 hat die Stadt ihrem genialen Sohn ein eigenes Museum gewidmet, mit Werken, die bisher noch nie ausgestellt waren. Die Mehrzahl der Werke stammt aus den Privatsammlungen von Christine Ruiz-Picasso, der Schwiegertochter des Künstlers, und seinem Enkel Bernard Ruiz-Picasso. Über 200 Bilder, Zeichnungen, Skulpturen, Keramiken und Radierungen zeugen von der langen und fruchtbaren Laufbahn des Meisters von den ersten akademischen Anfängen bis zu seinen letzten Gemälden aus den siebziger Jahren. Auch sein Geburtshaus ist nicht weit entfernt, heute Museum und Sitz der Fundación Picasso. Hier findet man ein Gemälde, das Tauben auf den Straßen von Málaga zeigt. Gemalt hat es aber nicht Picasso, sondern sein Vater, der Kunstlehrer war.

Genuss und Kultur

Die Fülle an Kultur ist eine Seite, warum wir uns sofort in Málaga verliebt haben, Genuss und Lebensfreude die andere. Es ist fast unmöglich, in Málaga nicht gut zu essen, ob im Restaurant, in den unzähligen kleinen Bodegas oder im chicen Ambiente des neuen Yachthafens. Früher war der Hafen Málagas eine reine Handelszone. Das hat sich vor wenigen Jahren zum Glück geändert. An der schönen, palmengesäumten Hafenpromenade finden sich stylishe Restaurants und Bars, wo man mit Blick aufs Meer und die luxuriösen Yachten exquisit tafeln kann. Und auch hier ist die Kultur im Blickfeld. „El Cubo“, der bunte Kubus des El Pompidou de Málaga, leuchtet in der Sonne. Die erste Zweigstelle außerhalb Frankreichs beherbergt eine ambitionierte und abwechslungsreiche Ausstellung mit Werken von Léger, Magritte und Frida Kahlo bis zu Brancusi, Giacometti, Tàpies oder Miró. 

Doch zurück zu kulinarischen Exkursionen. Ein Highlight ist der Besuch des Mercado Central Atarazanas. Er ist nur wenige Meter von der Calle Puerta del Mar entfernt und beeindruckt auch architektonisch. Die riesige, überdachte Markthalle besteht aus gusseisernem, verglastem Strebewerk und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Das hufeisenförmige steinerne Haupttor zeigt eindeutige islamische Einflüsse, das großflächige Buntglasfenster, das verschiedene historische Wahrzeichen Málagas abbildet, beeindruckt. Die vielen Stände stehen ihm in Farbenpracht jedoch nicht nach, ob Fisch und Meeresfrüchte, Obst und Gemüse, Fleisch und Wurstwaren – ein wahres Schlaraffenland. 

Ein weiterer Tipp für eine kulinarische Besonderheit Málagas kam vom Portier unseres Hotels: die Chiringittos der Playa del Palo, wo Steckerlfische über offenem Feuer gegrillt werden. Die Playa del Palo liegt ein wenig weiter weg vom Stadtzentrum als die berühmte Playa Malaguetta, der angesagte Stadtstrand Málagas. 

Grandiose Ausblicke

Am Rückweg machen wir einen Abstecher auf den Gibralfaro. Das über 600 Jahre alte Schloss auf dem Burgberg ist vor allem wegen der unzähligen Aussichtspunkte entlang der Befestigungsmauer interessant. Unter uns liegen die Stierkampfarena, das Riesenrad, der Hafen. Wir blicken auf La Farola de Málaga, einen der beiden Leuchttürme Spaniens, die einen weiblichen Artikel haben. Der einsame Turm La Manchettas ragt vor uns auf. Auf der Plaza de la Merced erahnt man die lila Blüten der zahlreichen Jacaranda-Bäume. Hinter dem Häusermeer die  Bergketten des andalusischen Hinterlands. Ein Ausblick auf eine Stadt, die es geschafft hat, ihre Tradition zu bewahren und offen für Neues zu sein. 

SPOTLIGHT MÁLAGA

Some Things to do – Places to go: 

Museen: Centre Pompidou in Málaga: https://insiderei.com/artdesign/paris-centre-pompidou-kunst-Málaga-depencance

Museo Picasso: www.museopicassoMálaga.org/de

Museo Carmen Thyssen: www.carmenthyssen Málaga.org/en

Russisches Museum Málaga: (Sammlung aus Sankt Petersburg): www.Málagaturismo.com/de/tourist-resources/detail/russisches-ausstellung-museum-sankt-petersburgMálaga/911

Museum von Málaga: Aduana-Palast, www.juntadeandalucia.es/cultura/museos/MMA/ Museo Automobilistico y de la moda:

www.museoautomovilMálaga.com 

Bus turístico: Die Tour mit dem Hop-on-Hop-off-Bus bringt einen zu all den wichtigen Sehenswürdigkeiten, zwei Routen, auch Nachtfahrten.  

Der Park von Málaga: Eine Oase der Ruhe direkt im Zentrum. Gewundene Pfade, Rondelle, Pavillons, Brunnen und Statuen u.a. vom Dichter Salvador Rueda, Narciso Díaz de Escovar, Rubén Darío oder Arturo Reyes. www.Málagaturismo.com/es/recursos-turisticos/detalle/parque-de-Málaga/56

Essen in Málaga: El Palmeral am Hafen, Marisquería Godoy direkt an der Muelle Uno – gehoben, aber toller Ausblick.

Im Zentrum: Alcasabar: mit Blick auf die Alcazaba, nette Cocktailbar mit angeschlossenem Restaurant. El Pimpi: die Bodega Málagas.

Spain Food Sherpas: www.spainfoodsherpas.com

Shoppen in Málaga: Calle Marqués de Larios  viele nationale und internationale Boutiquen. Schuhe in der Calle Nueva. Antiquitäten und Delikatessen: La Recoba.

Kulinarisches: Mercado Central Atarazanas.

Hoteltipp: Stylish in perfekter Lage: Molina Lario: nur eine Gehminute von der Kathedrale von Málaga und sieben von der Festungsanlage Alcazaba de Málaga entfernt. Geschmackvolle große Zimmer. Pluspunke: Das ausgezeichnete Frühstück und die Dachterrasse mit Blick auf die Kathedrale. www.hotelmolinalario.com

 

Weitere Infos: Spanisches Fremdenverkehrsamt  I  

www.spain.info  I  www.Málagaturismo.com  I  www.spain.info/de/que-quieres/ciudades-pueblos/grandes-ciudades/Málaga

www.visitcostadelsol.com